markus kaesler

transit

Madrid Atocha

transit beschäftigt sich mit Räumen, deren Hauptmerkmal darin besteht, dafür gebaut zu sein, um wieder verlassen zu werden.

Orte, deren Bestimmung nicht im Ankommen oder Verweilen liegt, sondern deren Zweck ihre Durchquerung ist. Das Passieren. Als Teil eines Weges. Nicht als Ziel. Die Frage nach dem Woher bleibt ebenso offen, wie die Frage des Wohin. Ein pulsierender Schmelztiegel von sich kreuzenden Wegen.

Die Aufnahmen bewegen sich im Spannungsverhältnis zwischen dem Statischen der Architekturen und der Bewegung der Menschen, von denen sie tagtäglich durchquert werden.

Der ursprüngliche reale Ort der Aufnahme spielt zunehmend keine Rolle mehr, da es bei der Aussage der Fotografien mehr um den Transport einer Emp- findung geht, als primär um die schlichte Abbildung eines Ortes oder einer Situation.

Ausgangspunkt der Serie ist die Überlegung, einen visuellen Eindruck eines Zustands zu schaffen, der in der heutigen Zeit omnipräsent zu sein scheint: die aus zunehmender Mobilität und Vernetzung resul- tierende Geschwindigkeit des Lebens. Immer mehr Menschen sind in ständiger Bewegung. Lokal, global, online, offline, aus freiem Willen und auch gezwungener Maßen.

transit versucht diesen Status der Schnelligkeit und des Dazwischen mit fotografischen Mitteln sichtbar zu machen und die Fragen nach dem Woher? und Wohin? zu stellen, die aus diesem empfundenen Zustand der Geschwindigkeit hervorgehen. Existiert das Ankommen noch, oder befinden wir uns in einem ständigen Zustand des transit ?

Um diesem Gefühl, das ich in heutigen modernen Gesellschaften empfinde, visuellen Ausdruck zu verleihen, verwende ich eine besondere Bildsprache. Eine Bildsprache, die diese andauernde (gefühlte ?) Rastlosigkeit aufgreift und auf dem Spiel mit dem Spannungsverhältnis zwischen den Gegensätzen Bewegung und Statik beruht.

Die Grundformen der Transiträume bleiben bestehen und durch simultane Mehrfachbelichtungen wird der Eindruck von Bewegung erzeugt. Der optische Eindruck von Geschwindigkeit wird dabei durch das denkbar langsamste fotografische Aufnahmemedium erzeugt: mit einer Camera Obscura; der Eindruck von Bewegung entsteht vom Stativ aus.

Die bewegt erscheinenden Bilder haben ihren Ruhepol in der Entstehung.
Diese Verbindung vermeintlich unvereinbarer Ge- gensätze trägt für mich zu einer Stimmigkeit zwischen Aufnahmetechnik und Bildaussage bei.