markus kaesler

10654 Grafeneck

shadows of the past

Die Arbeit verbindet unterschiedliche Ansätze, mit denen ich mich schon seit geraumer Zeit beschäftige. Zum Einen das Nutzen von Naturmaterialien zur Erstellung von Objekten, die auch als fotografisches Negativ fungieren, zum Anderen die direkte Übertragung von historisch belegten Zahlen / Fakten in künstlerische Arbeiten.

Auch vor dem Hintergrund der Frage, welchen Formen des Erinnerns von einem Nicht-Zeitzeugen gefunden werden können.
Der aus diesen Gedanken resultierende Ansatz beruht darauf, dem Ort selbst einen direkten Einfluss auf die Entstehungsprozess einer Arbeit zu geben.

1940 wurden in Grafeneck 10654 Menschen von den Nationalsozialisten ermordet. Grafeneck war ‚Anstalt A‘ – der erste Ort industrieller Menschenvernichtung auf deutschem Boden.
Die meisten von Ihnen wurden mit ausrangierten Postbussen direkt zur Tötungseinrichtung transportiert.
Dieser Weg führte durch eine Allee an Bäumen, die heute noch existent ist.

Analog zur Opferzahl in Grafeneck werden 10 654 Laubblätter von ‚Zeitzeugen‘- Bäumen gesammelt.
Bäume, die bereits 1940 standen und in die sich durch die Aufnahme der Abgase aus den Krematorien die Gräueltaten auch physisch in sie eingeschrieben haben.
Diese Blätter werden gebleicht und zu einem Objekt verbunden, das als Grundlage einer analogen fotografischen Kontaktkopie dient.
Die Grösse der Arbeit ergibt sich aus der Grösse der ehemaligen Gaskammer und der Anzahl an Menschen, die dort während eines Tötungsvorgangs ermordet wurden.